Dissertation veröffentlicht: Organisation von (Un)sicherheit

Organisation von (Un)sicherheit: Produktionshäuser der freien darstellenden Künste zwischen Planung und Potentialisierung


Transformation ist das Stichwort der Stunde in aktuellen Debatten rund um Organisationen im Kunst- und Kulturbereich. Hintergrund dafür ist eine hohe wahrgenommen Unsicherheit mit Blick auf die Zukunft. Es lässt sich heute, so scheint es, kaum vorstellen, welche Herausforderungen morgen warten. Das betrifft nicht allein Organisationen im Kunst- und Kulturbereich, aber es lassen sich verschiedene Faktoren ausmachen, die diese zu einem geeigneten Untersuchungsgegenstand machen, um das Verhältnis von Organisationen und Unsicherheit näher zu untersuchen – Planungszyklen sind kurz, Anforderungen externer Stakeholder heterogen und künstlerische Prozesse oft nur vage planbar. Vor diesem Hintergrund stellt die vorliegende Dissertation die Frage, wie Produktionshäuser der freien darstellenden Künste Unsicherheit organisieren. Und das im doppelten Wortsinne: wie wird Unsicherheit einerseits temporär unter Kontrolle gebracht und andererseits immer wieder produziert? Um dieser Frage nachzugehen, bildet eine empirische Studie in zwei Produktionshäusern den Kern dieser Arbeit. Während bisherige Kulturmanagement-Studien insbesondere das Verhältnis zwischen Umwelt und Organisation aus institutionentheoretischer Perspektive betrachten, wirft die Arbeit einen Blick auf interne Abläufe und Strukturen. Dabei wird Unsicherheit nicht nur als störendes Element verstanden, sondern das Potential und die Notwendigkeit von Unsicherheit für die Organisation künstlerischer Prozesse auf drei Ebenen untersucht. Erstens wird mit Blick auf Entscheidungsprozesse deutlich, dass neben Planung auch Improvisation und das Offenhalten von Entscheidungsprozessen für zukünftige Entscheidungen wesentliche Momente des Organisierens darstellen. Zweitens wird die ambivalente Rolle von Hierarchien untersucht, die zwar einen schweren Stand in Produktionshäusern haben, aber zentrale Funktionen für die Organisation erfüllen. Drittens stellt die interne Verarbeitung heterogener, externer Anforderungen eine wesentliche Herausforderung für die Organisation von Unsicherheit dar, die mit Blick auf Abteilungen, Stellen und Projekte näher betrachtet wird. Die Relevanz der Erkenntnisse aus der empirischen Studie für die gegenwärtige Kulturmanagementpraxis wird abschließend anhand von sechs Herausforderungen für ein Kulturmanagement der Potentialisierung skizziert.

Die vollständige Dissertation ist [hier] online publiziert.